An einem Marketingkonzept muss Bad Honnef noch arbeiten
Unter dieser Überschrift veröffentlichte honnefshopping.de das folgende Interview mit unseren neuen 1. Vorsitzenden Christoph Kramer.
Bad Honnef: Leere Kassen, Wirtschaftsförderung, Strukturverbesserung – Bad Honnef hat einige Probleme zu lösen. honnefshopping.de wollte von dem neuen 1. Vorsitzenden des BÜRGERBLOCKS, Christoph Kramer, wissen, wie er Gegenwart und Zukunft der Stadt sieht. Gewerbeansiedlung, neue Bürger und ein Marketingkonzept sind für ihn Schlüsselthemen. Aber er gibt sich geduldig: “Veränderungen geschehen nicht von heute auf morgen.”
honnefshopping.de: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl des 1. Vorsitzenden. Haben Sie als Unternehmensberater etwa mehr Zeit als ihr Vorgänger?
Christoph Kramer: Zeit ist nicht der wesentliche Faktor, sondern die richtigen Dinge effizient anzupacken. Außerdem helfen mir bei meiner Arbeit meine Vorstandskollegen Helga Welter, Karl-Heinz Krumscheid sowie Herbert Krahe. Und „last but not least“ Karl-Heinz Dißmann, der als Fraktionsvorsitzender nach wie vor im Vorstand ist.
Der BÜRGERBLOCK ist drittstärkste Kraft im Rat. Gegen den Willen der ALLIANZ können Sie nichts bewirken. Wie kommen Sie damit klar?
Kramer: Zunächst einmal sind die Verhältnisse so, wie der Bürger entschieden hat. Wir arbeiten ausschließlich für den Bürger und zum Wohle der Stadt. Wir versuchen, die aus unserer Sicht bestmögliche Lösung im Rat durchzusetzen. Ich werde nie müde, mich für die besseren Lösungen einzusetzen.
Ihr Ziel sind 30.000 Einwohner in Bad Honnef. Der Demografiebericht der Bertelsmannstiftung prognostiziert bis 2020 einen Rückgang um knapp 1 Prozent Wollen Sie die neuen Bürger nur mit neuen Wohnprojekten locken?
Kramer: Der Großraum Düsseldorf, Köln, Bonn und Umland gehört mit zu den Gewinnern der Demografieentwicklung. Davon kann auch Bad Honnef profitieren. Schauen Sie sich die Neubautätigkeiten in den umliegenden Städten an. Bad Honnef ist und wird keine Industriestadt. Die Einnahmestruktur des städtischen Haushaltes kann nur durch Ansiedlung von mittleren Gewerbebetrieben und neuen Bewohnern nachhaltig verbessert werden.
Ist Zuwanderung für Sie ein Thema? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Kramer: Bezogen auf Bad Honnef ist das mit der vorherigen Frage zu sehen. Wenn wir neben Wohnraum keine zusätzlichen Arbeitsplätze schaffen, ist das kein Thema.
Wenn Sie das auf Deutschland beziehen, ist das ein Thema. Wichtig sind die Sprachkenntnisse und die Integrationswilligkeit der Neubürger.
Die Stadt Bad Honnef hat kein Geld. Abgesehen von Sparmaßnahmen, Personalabbau und besserer Nutzung der Ressourcen: Welche Möglichkeiten sehen Sie noch, die Kassen zu füllen?
Kramer: Zunächst einmal sind die Möglichkeiten zur Verbesserung auf der Ausgabenseite überhaupt noch nicht ernsthaft angegangen worden. Wir haben einen ganzen Katalog von Sparmöglichkeiten erarbeitet – die im Übrigen in einer der NRW-Gemeinden schon erfolgreich angewendet wurde. Wir arbeiten hier eng mit dem Bund der Steuerzahler zusammen. Hier verweise ich auf diverse Abhandlungen, die auf unserer Homepage veröffentlicht sind.
Die Verbesserung der Einnahmenseite kann nur durch die unter Frage 3 genannten Maßnahmen erfolgen. Erhöhungen von Gebühren und Abgaben, wie dies in der Vergangenheit vom politischen Gegner beschlossen wurde, ist für den Bürgerblock kein Mittel, die Einnahmenseite zu verbessern.
Hauptstraße, Bahnhofstraße, Linzer Straße, Saynscher Hof sind verkehrsmäßig stark belastet. Wie wollen Sie für weniger motorisierten Verkehr und eine bessere Luft im City-Bereich sorgen?
Kramer: Ich finde die Luft in der Innenstadt in Ordnung. Was die Innenstadt braucht, ist eine gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln, wie z.B. durch die Schaffung einer Ringlösung, wo ausreichend Parkraum für Kurzparker zur Verfügung gestellt wird. Auch hier muss man das Rad nicht neu erfinden, sondern kann sich Anregungen in anderen Gemeinden holen. Schauen Sie sich z.B. die Breite Straße in Köln an. Hier gibt es ausreichend Parkraum für Kurzparker, und diese Straße ist wunderbar belebt.
Könnten Sie sich vorstellen, einen Samstag im Monat die Innenstadt für Motorfahrzeuge zu sperren? Das könnte doch auch mehr Kunden in die Stadt ziehen?
Kramer: Sie unterstellen, dass das Vorhandensein von Motorfahrzeugen kontraproduktiv für die Innenstadt ist. Vielmehr glaube ich, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt für Autos extrem wichtig ist.
Die Geschäfte in Bad Honnef klagen über Kundenschwund, laut Medienberichten sollen weitere Geschäfte in der Zukunft schließen. Als Unternehmensberater werden Sie bei schwächelnden Kunden frühzeitig das Marketingkonzept prüfen. Bad Honnef hat keines. Blumenkübel allein dürften nicht reichen, und …
Kramer: … deswegen muss die Innenstadt für alle gut erreichbar sein – für den Fahrradfahrer sowie für den Autofahrer – die als Kunden das Geld hier lassen. Wichtig ist auch, dass die Postbebauung als Magnet kommt. Ein Marketingkonzept geht einher mit einem nachhaltigen Wirtschafts- und Stadtenwicklungskonzept. Hier muss Bad Honnef in der Tat dran arbeiten. Die Blumenkübel haben einen wesentlichen Beitrag zur Verschönerung beigetragen und sind Ausdruck von Bürgerinitiative.
Die Stadt versucht sich elitär als Nizza vom Rhein sowie als Gesundheitsstadt zu positionieren. Ist das, auch unter Berücksichtigung von Professionalität und leeren Kassen, der richtige Weg?
Kramer: Hierzu haben wir in der letzten Zeit oft unsere Ansicht dargelegt. Hätte man innovative Konzepte, müssten die Kassen nicht leer sein. Ich verweise auf Frage 5.
Ich empfinde es übrigens nicht so wie Sie, dass die Stadt versucht, sich elitär zu profilieren. Der Ausdruck Nizza vom Rhein wurde vor langer Zeit durch Alexander von Humbold geprägt und hat sich hier so eingebürgert. Nizza ist auch nicht elitär, sondern eine wunderschöne Stadt mit vielen interessanten Ecken. Das man aufgrund der Historie der Stadt auch die Option Gesundheitsstadt versucht zu platzieren, ist aus meiner Sicht nicht falsch. Die Frage ist nur, ob man sich darauf fokussiert oder noch andere Themenschwerpunkte finden sollte.
Bad Honnef wird auch im Tourismus wahrgenommen, z.B. über das Siebengebirge. Der richtige Weg ist, nicht nur einem Schwerpunkt zu folgen. Stichwort: Wirtschaftsförderungspolitik und Stadtentwicklung. Bad Honnef hat viel zu bieten.
In der Bahnhofstraße gibt es viele qualitativ sehr gute, interessante und internationale Angebote. Trotzdem wird sie als der „türkische Teil der Stadt“ diskreditiert. Wenn auch hoffentlich nicht so gemeint: Warum nehmen Sie das als BÜRGERBLOCK kommentarlos hin?
Kramer: Ich empfinde die Bahnhofstraße nicht als den türkischen Teil der Stadt. Im Übrigen ist Deutschland ein Einwanderungsland und ich schätze die Vielfalt der Kulturen: Ohne Italiener, Spanier, Griechen, Türken wäre das vorhandene Restaurantangebot viel eintöniger. Wenn die Bebauung der Post realisiert wird, dann ist das auch eine Aufwertung der gesamten Bahnhofstraße.
Werden Sie die Geschäfte in der Bahnhofstraße ideell und strukturell unterstützen und wenn ja wie?
Kramer: Wir unterstützen generell jeden, der sich für die Belange der Innenstadt stark macht. Die Bebauung der Post wie oben aufgeführt ist hier von essentieller Bedeutung.
In Bad Honnef macht jeder nur sein Ding. Können Sie mit dieser Aussage etwas anfangen?
Kramer: Ohne die vielfältigen Organisationen, Vereine und Einzelpersonen, die rein auf Bürger- und Eigeninitiative beruhen, würde es in dieser Stadt ganz dunkel aussehen. Dieses Engagement muss man hochachten und ich ziehe vor jedem meinen Hut, der sich ohne Eigennutz für das Gemeinwohl einsetzt. Zwei herausragende Beispiele sind die AWO und die Hospizbewegung. Als Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Bad Honnef kenne ich sehr wohl die Nöte und Anliegen der Menschen in Bad Honnef.
2014 sind Bürgermeisterwahlen. Werden Sie oder Herr Dißmann als Kandidaten antreten?
Kramer: Wir haben in 2014 eine Doppelwahl: Im Frühjahr Kommunalwahl und im Herbst Bürgermeisterwahl. Dies wird ein Schicksalsjahr für Bad Honnef. Seien Sie sicher, dass wir hier eine kompetente Mannschaft und einen kompetenten, sachorientierten Bürgermeisterkandidaten präsentieren werden.
Christoph Kramer:
Geboren am 1.8.1960 in Bad Honnef
Verheiratet
Banklehre und Studium der Betriebswirtschaft
Erfolgreiche Industriekarriere
Seit 18 Jahren Unternehmensberater bei einer namhaften international operierenden Managementberatung
Lebt in Bad Honnef und engagiert sich seit vielen Jahren im Hintergrund für die Belange seiner Heimatstadt, so z.B. als Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Bad Honnef, Mitglied im Vorstand der Bürgerstiftung Bad Honnef, Mitglied im Lions Club Bad Honnef sowie als Mitglied des Großen Rates der KG Halt Pol.
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